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Eine
1/2 Stunde von Angermund entfernt liegt Schloss Heltorf, vom Grafen Spee
bewohnt. Das vom Wasser umgebene Schloss ist recht hübsch, doch ist
Besichtigung von Schloss und Park nicht gestattet. (1) Während man damals
tatsächlich vom "uralten Städtchen" noch durch Feld und Wald zum Schloss
wanderte, ist heute der westliche Rand Angermunds fast bis an die
langgezogene Heltorfer Schlossallee herangewachsen. Die im vorderen Teil von
Urweltmammutbäumen gesäumte Allee führt an Flächen der ehemaligen
Obstplantage (bis 2009) vorbei zum Schloss, das erstmalig im 11. Jahrhundert
urkundlich erwähnt wird und seit 1662 Sitz der Grafen Spee ist. Unter dem
Familienwappen, dem roten Hahn, lebt die Familie von Spee bereits in der 13.
Generation auf Heltorf.
Das Schloss mit Graben und Weiher, die von der Anger gespeist werden, liegt in
einem der schönsten niederrheinischen Waldparks im englischen
Landschaftsstil. Es wurde Anfang des 19. Jahrhunderts im klassizistischen
Stil erbaut. Im Inneren sind die Fresken des Barbarossa-Zyklus im großen Gartensaal
bemerkenswert. Sie sind ein wichtiges Werk der Historienmalerei der Düsseldorfer
Malerschule unter den Akademiedirektoren Peter von Cornelius und Wilhelm von Schadow.
Die Fresken wurden von Karl Stürmer, Heinrich Mücke, Carl Friedrich Lessing
und Hermann Freihold Plüddemann zwischen 1826 und 1841 geschaffen, wobei die
einzelnen Szenen theaterähnlich arrangiert sind. Die "Versöhnung
Friedrichs und des Papstes zu Venedig" und eine Supraporte von 1826 sind ein
Frühwerk des Historienmalers Karl Stürmer. Der Hauptteil an der Ausmalung des
Saales stammt von Heinrich Mücke mit "Die Aufhebung der über Heinrich den Löwen
verhängten Acht auf dem Reichstag zu Erfurt". (vollendet 1829), "Demütigung
der Mailänder" (1833), "Kaiserkrönung Friedrichs I." Dazu gehören eine in Grisaille
gemalte Supraporte (1837) sowie die Einzelbilder "Der hl. Bernhard, den Kreuzzug
predigend" und "Bischof Otto von Freising" (beide 1838). Carl Friedrich Lessing
malte 1831 die "Schlacht bei Iconium" und Hermann Freihold Plüddemann 1840 den
"Sturm auf Iconium durch Friedrich von Schwaben" sowie 1841 "Friedrichs Tod".
Im eigens dafür 1862 von Graf Wilhelm durch den Kölner Dombaumeister Vincenz
Statz erbauten turmartigen Anbau befindet sich eine umfangreiche Sammlung alter
Bücher, die "Gräflich von Spee'sche Bibliothek Schloss Heltorf".
Bei Verzeichnungsarbeiten im Archiv des Schlosses wurden 2018 die
verschollen geglaubten Tagebücher des Joseph Biarelle (1850 in Bonn)
wiederentdeckt Diese Aufzeichnungen sind eine einzigartige Quelle für die Gartenforschung.
Biarelle wurde 1750 in Bonn geboren und stammte aus einer Künstlerfamilie,
die dort seit Jahrzehnten ansässig war. Er wurde katholischer Priester, war
zunächst Regimentsgeistlicher in Cuxhaven, später Hausgeistlicher auf
Schloss Heltorf. Im ältesten Tagebuch schildert er seine Reise zu Fuß
von Cuxhaven nach Heltorf, das er als seine Heimat bezeichnet.
Wichtiger noch ist Biarelles Beschreibung der Anfänge des sogenannten Englischen Gartens in
Heltorf im Jahr 1796. Am 24. Oktober 1796 machte er mit dem Hausherrn
Graf Carl Wilhelm von Spee (1759 – 1810) einen Spaziergang in der Nähe von
Schloss Heltorf. Die Gegend glich zu der Zeit einer Wüste mit Lehm- und
Sandgruben und verkrüppelten Fichten. Biarelle schilderte dem Grafen
seine Vision, hier einen Park anzulegen und überzeugte Carl Wilhelm von Spee
damit so eindrücklich, dass der Graf umgehend damit begann, das Gelände zu
verwandeln. Biarelle dachte zunächst praktisch und pflanzte Obstbäume,
besonders viele Exemplare der stark blühenden Kirsche. Nach der Anlage
weiterer nutzbringender Stauden und Sträucher ließ er Sorten von Holunder,
die Hagebutte, die Johannisbeere, Stachel- und Himbeere sowie Haselnuss
setzen.
1799 erwarb der Graf für seinen Park von Joseph Clemens Weyhe (1749-1813), dem
"kurfürstlichen Lustgärtner zu Brühl" ein Tulpenbäumchen. das aus dem
Park von Schloss Augustusburg stammt. Der Tulpenbaum ist mit einer Höhe ca.
40 Metern und einem Stammumfang von fast sechs Metern heute einer der
höchsten Bäume im Park von Schloss Heltorf. Der Sohn des
kurfürstlichen Gärtners, Maximilian Friedrich Weyhe (1775-1846), selbst ein bedeutender Gartenarchitekt des
Klassizismus und königlich-preußischer Gartendirektor, entwarf 1803 die
Pläne für den weiteren Ausbau des Heltorfer Schlossparks. Weyhes Handschrift zeigt sich in mancherlei
gestalterischen Details, darunter ein über einem Eiskeller liegender Hügel,
der mit acht Linden bepflanzt ist. Auch die außerordentliche Fülle der seltenen
Gehölze und das deutschlandweit zweitälteste Rhododendronvorkommen sind bemerkenswert.
Der historische Teil des Parks liegt im nordöstlichen Teil der 54 ha großen Anlage. Nach Südwesten
erstreckt sich ein Hochwald von bewusst abwechslungsreicher Gehölzstruktur und
großem Artenreichtum, der durch die Zwischenpflanzungen teilweise exotischer
Busch - und Straucharten aufgelockert wird.
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