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Geschichte
Familienforschung
350 Jahre in Mülheim Warum und wann die ersten von Delfts nach Mülheim an der
Ruhr gelangen, wissen wir nicht. Kommen sie als Glaubensflüchtlinge, Schiffer,
Söldner, vielleicht sogar als Angehörige der edlen und Wappen-führenden Familie
van Delft aus dem damals niederländischen Antwerpen? Schließlich deutet der
Name auf eine Zuwanderung hin! In den Rauchhuhnverzeichnissen der Herrschaft
Broich aus der Zeit zwischen 1649 und 1652 taucht der Name von Delft noch
nicht auf. (1) Seine früheste Nennung in Mülheim finden wir in den Kirchenbüchern der reformierten Gemeinde. (2) In deren
Proklamationsbuch sind unter dem 09.11.1667 "Jan von Delefft und Steintgen auff
der Steinkulen" verzeichnet. Dieses 1610 begonnene Register verzeichnet zwischen
1667 und 1708 insgesamt zwölf Eheverkündigungen für sechs männliche und zwei
weibliche von Delfts. Zu dieser Zeit heiratet man nicht aus Liebe oder Neigung,
sondern aus Kalkül. Man vermählt sich mit einem Sohn oder einer Tochter aus
einer wohlhabenden Familie, nur wenn man selbst einer wirtschaftlich und gesellschaftlich
etablierten Familie entstammt. Auch wennn die von Delfts nicht zu den Erbpächtern,
Pächtern und Aufsitzern der Mülheimer Höfe und Kotten gehören, müssen sie selbst
arriviert sein. Sie heiraten in Familien wie Scheidt, Neuenhausen, Halfmann
zu Fulerum und Bütefür ein, denen bedeutende Höfe in Fulerum gehören. Jan und
Caspar nehmen sogar den Namen der Höfe an, von denen ihre Frauen stammen. "Jan von Delfken" heiratet
am 08.12.1668
"Gertgen vffm Scheidt";
vermutlich ist das bereits seine zweite Ehe. Die Braut stammt vom Scheidt-Hof, zu dem
der am Mühlbach im Ortsteil Fulerum gelegene Hammersbeck-Kotten gehört, auf
dem das Paar nach seiner Heirat lebt. Aus der Ehe mit Gertgen geht eine Tochter
hervor: "Gerdruth in der Hammersbeck", deren Taufe auch nicht überliefert ist,
die aber 1703 reformiert Hermann Oberscheidt heiratet, der ebenfalls der Bauernfamilie
Scheidt angehört. Gertgen wird als "Jan in der Hamerßbeck sen Fraw [am] 09.04.1679"
begraben. Jans dritte Ehe mit Adell verzeichnet das ref. Aufgebot am 27.02.1680
als "Jan von Dellfft und Adell im Ardellkamp". Das ref. Taufbuch nennt für ihre
vier Kinder jedoch als Eltern "Jan und Adell auß der Hammersbeck". Jan stirbt
1717, Jan Hinderich, ältester Sohn aus der Ehe mit Adell, zwischen 1717 und
1720. Mangels Erben wird der Kotten offensichtlich 1720 an das junge Ehepaar
Henrich im Pattberg und Gerdraut Smitz verpachtet, die fortan den Hofnamen führen,
aus dem sich sukzessive der Familienname "Hammelsbeck" entwickelt. Henrich und
Gerdraut und ihre bis heute bekannten über 430 Nachfahren sind dem Blute nach
keine von Delfts mehr. Sie werden deshalb hier nicht mehr mit den von Delfts dargestellt.
Die bei der von Deft-Forschung gesammelten Daten
Die lutherische Gemeinde besteht in Mülheim schon seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, doch ihre Kirchenbücher sind erst seit 1718 (Taufen) bzw. 1730 (Heiraten) überliefert. So datiert die älteste lutherische Taufe eines von Delft vom 21.05.1724: "Hermannus, Sohn von Joergen von Delfft und Anna Sophia". Im lutherischen Trauregister taucht der Name von Delft erstmals am 15.11.1732 auf: "Gotzen von Delfft heiratet Anna Margaretha Eckhoel". Die häufigen Ehen zwischen Lutheranern und Reformierten mögen
erstaunen. Dazu schreibt Dr. Sándor Rolf Krause: "Allgemein sind die Angehörigen
der verschiedenen Konfessionen in Mülheim [...] so eng miteinander verwoben,
dass erst nach der Bearbeitung und Verknüpfung aller Kirchenbücher – auch der
katholischen – ein Überblick über die Gesamtbevölkerung des Kirchspiels möglich
wird. Dies wird unter anderem durch die Tatsache, dass von den insgesamt 738
Brautpaaren, die die lutherischen Traubücher [zwischen 1730 und 1806] aufführen,
nicht weniger als 424 (57,5 %) auch in den reformierten Aufgebotsregistern erscheinen,
eindrucksvoll bestätigt. Wären in den lutherischen Kirchenbüchern durchgängig
auch die Aufgebote verzeichnet, stiege dieser Prozentsatz noch einmal erheblich."
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Quellen:
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